Petra
- Die rosarote Stadt der Nabatäer
Eines der wohl faszinierendsten Gesamtkunstwerke, Bauwerk trifft
es eigentlich nämlich nicht, ist Petra – die sogenannt
Rosarote Stadt der Nabatäer. Fast perfekt erhalten,
ist es heute die Touristenattraktion von Jordanien. Doch auch für
Wissenschaftler ist Petra eine Herausforderung. Fast 40 Meter hohe
Fassaden, geschlagen aus dem Fels, da kann man schon mal vor Ehrfurcht
erstarren.
Der
Ort liegt am äußeren Ende der Steinwüste Wadi Arabia
drei bis fünf Stunden südlich von Amman. Er ist umschlossen
von hohen Bergen aus rötlichem Sandstein, in welche die Nabatäer
die prächtigen Tempel schlugen. Der Farbe dieses Sandsteins
verdankt die Stadt auch ihren Spitznamen.
Obwohl
es älterer Siedlungsspuren gibt, datieren wir die Gründung
der Stadt allgemein in das sechste vorchristliche Jahrhundert. Unser
Wissen über den Ort ist allerdings sehr begrenzt bis hin zum
Jahr 312 vor Christus, als die Nabatäer den Ort zur Hauptstadt
ihres Reiches machten.
Unter
der Herrschaft derselben entwickelte sich die Stadt rasant. Petra
war wichtiger Warenumschlagplatz besonders für Gewürze.
Dank ihrer strategisch günstigen und geschützten Lage
entzog sich der Ort lange Zeit Zugriffen von außen zum Beispiel
durch die Griechen.
Im
Jahre 106 fiel das Nabatäerreich, die Römer übernahmen
die Stadt. Zwar prosperierte die Stadt danach noch geraume Zeit
aber der Höhepunkt war überschritten. Die Handelsrouten
änderten sich, der wirtschaftliche Niedergang zeichnete sich
ab.
Nach
einem Erdbeben im Jahre 551 erlebte die Stadt einen massiven Bevölkerungsrückgang.
Nur während der Kreuzzüge spielte die Stadt noch einmal
eine Rolle, danach taucht sie nicht mehr in Aufzeichnungen auf.
Die Stadt wurde vergessen und zum Mythos.
Die Wiederentdeckung
Jahrhunderte
lebte Petra nur in den Geschichten, die Karawanenhändler abends
an Lagerfeuern erzählten, sich die Zeit zu vertreiben. Bis
zum Jahre 1812 sollte es dauern, bis der Schweizer Johann Ludwig
Burckhardt die Stadt für den Westen entdeckte.
Er
bereiste im Rahmen einer Forschungsexpedition Auftrag der englischen
African Association neben Syrien und Jordanien, bevor er seine Aufmerksamkeit
auf sein eigentlichess Studienobjekt Afrika lenkte.
Burckhardt
gilt zudem als erster Europäer, der die heiligen Stätten
von Mekka und Medina besuchte, war wohl der erste westliche Besucher
im ägyptischen Abu Simbel. Er reiste unter dem Decknamen des
Scheichs Ibrahim. Wäre er entdeckt worden, man hätte wohl
kurzen Prozess mit ihm gemacht. Besonders der Besuch in Mekka war
ein Sakrileg, das unter Todesstrafe stand.
Der
Siq, eine schmale Schlucht, führt in die Stadt hinein.
An einer Stelle ist diese nur fünf Meter breit, während
sich die Wände hunderte Meter in die Höhe erstrecken. Die
Kulisse ist beeindruckend.
Ganz
plötzlich eröffnet sich dem Wanderer der Blick auf den
Khazneh, dem Wahrzeichen und wohl beeindruckendsten Gebäude
der Stadt. Der Name bedeutet Schatzhaus, doch scheint der Khazneh
eher als Tempel oder Begräbnisplatz genutzt worden zu sein.
Die
über 40 Meter hohe Fassade ist vollständig aus dem Sandstein
gehauen. Der Erhaltungszustand ist beeindruckend gut, es gibt so gut
wie keine Zeichen von Erosion. Hinter der Fassade verbirgt sich
ein großer rechteckiger Raum, der überraschend einfach
ist, bedenkt man die prächtige Fassade. Der Vergleich mit eindeutig
zuzuordnenden Gräbern offenbart, dass es Methode war.
Folgt
man vom Kazneh aus weiter dem Pfad, erreicht man, nachdem man das
8000 Personen fassende Amphitheater passiert hat, das zweite große
Highlight von Petra: Jebel Khubtha, die Königsgräber.
Die
Gräber der Könige
Das
erste ist ein Urnengrab für einen nicht näher definierbaren
Herrscher. Hinter einer großen Terrasse die an ihrer Nordseite
mit einem Säulengang flankiert ist, erhebt sich in den Felsen
gehauene eine gewaltige Tempelfassade. Dahinter verbirgt sich wiederum
ein einfacher Grabraum mit immerhin 20 Metern Seitenlänge.
Wie im Kazneh gibt es auch hier keinen Schmuck.
Weniger
beeindruckend sind die zahlreichen kleinen Gräber, erwähnenswert
sind aber das korinthische und das Palastgrab. Der Erhaltungszustand
ist eher schlecht. Das korinthische Grab muss einst beeindruckend
gewesen sein, nimmt es doch das Kazneh thematisch auf. Das Palastgrab
stellt die Imitation eines römischen Palastes dar.
Eine
lebendige Stadt
Petra besteht nicht nur aus den beeindruckenden Grabmälern,
das eigentliche Herz der Stadt liegt im Wadi Musa. Heute noch gut
zu erkennen ist das römische Petra mit seinen breiten Straßen,
Säulengängen, dem Amphitheater, Brunnen und dem Marktplatz.
Vom
Kazneh führt ein breiter Weg ins Stadtzentrum. Highlight ist
der Qasr al-Bint Firaun, übersetzt die Burg der Tochter des Pharaos.
Der großsoge Tempel wurde umfangreich restauriert.
Letztes
Highlight des Rundgangs durch Petra ist El-Deir, das Kloster.
Den Namen verdankt es der Tatsache, dass es in byzantinischer Zeit
als solches gedient zu haben scheint. Das Design ist wiederum angelehnt
an das Kazneh. Zwar ist es etwas größer, doch
ist der Erhaltungszustand schlechter und es strahlt nicht dieselbe
Eleganz aus wie das Original.
Neben
den aufgezählten gibt es noch zahlreiche weitere Schätze
zu entdecken in Petra. Allein um diesen Ort einmal mit eigenen Augen
gesehen zu haben, lohnt sich die Reise nach Jordanien. Wer beim
Anblick des Kazneh gedacht hat, es käme ihm irgendwie
bekannt vor, hat vermutlich Recht. Hinter den Mauern des Tempels
fand Indiana Jones den letzten der Kreuzritter und den von ihm bewachten
Heiligen Gral.